Lebendige Literaturgeschichte in der Aumühle

Lebendige Literaturgeschichte in der Aumühle

Schüler des Rasso-Gymnasiums begegnen dem Schriftsteller Frederik Hetmann

Mit Autorenlesungen, einem Workshop und der Erkundung der Aumühle in Fürstenfeldbruck schlossen die 7. Klassen des Graf-Rasso-Gymnasiums am Donnerstag dieses Schuljahr ab. Frederik Hetmann, vielfach mit Preisen bedachter Autor von mehreren hundert Veröffentlichungen, las aus „Dichter leben“ dem erfolgreichsten literaturgeschichtlichen Lesebuch der Gegenwart vor. Ein Workshop zu den Büchern des 70-jährigen Autors vermittelte den Schülern einen Eindruck von dem in fast 50 Jahren entstandenen Gesamtwerk.

Frederik Hetmann, mit bürgerlichem Namen Hans Christian Kirsch, ist aus keiner gepflegten Bibliothek der Republik wegzudenken. Sein Gesamtwerk umfasst zahlreiche Veröffentlichungen von Märchen aus den keltischen und indianischen Kulturkreisen. Daneben ist er auch Verfasser vieler Kinder- und Jugendbücher, die bereits zweimal mit dem Deutschen Jugendbuchpreis augezeichnet wurden. Auch lesenswerte Erwachsenenromane, zuletzt „Die Polnische Hochzeit“ und eine Stendhal-Biografie, gehören zu der immer noch kräftig wachsenden Produktion des in Limburg lebenden Autors.  

Am Donnerstag las Kirsch Ausschnitte aus „Die Nacht die kein Ende nahm“, einem Jugendbuch, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Aus der Sicht verschiedener Beteiligter schildert der Roman die Situation einer 7. Klasse, die während eines Schullandheimaufenthalts mitsamt ihren Lehrern unversehens in die Gewalt einer Bande von Skinheads gerät. Das Verhalten Einzelner, ihre Versuche mit dem Einbruch der Gewalt in den Alltag umzugehen werden zu einem Lehrstück der Zivilcourage.

In einer zweiten Lesestunde stellte Hetmann dann den Schülern eine erfundene Episode aus den Jugendjahren des Barock-Schriftstellers und Simplicissimus-Erfinders Grimmelshausen vor, der vermutlich während des 30-jährigen Krieges als halbes Kind von marodierenden Soldaten entführt wurde. Eine biographische Skizze des Schriftstellers Heinrich Böll rundete den anspruchsvollen Vortrag ab.

Neben vorbereitenden Unterrichtsstunden begleitete ein Workshop rund um das Gesamtwerk Frederik Hetmanns zusammen mit Erkundungsaufträgen zu den Funktionen der Bibliothek in der Aumühle die Lesungen.

Gemeinsam mit dem Schriftsteller hatten Frau Orth und Herr Zink als verantwortliche Lehrkräfte mehr als hundert Titel systematisch auf dem Fußboden des „Jugenddecks“ im 1. Stock der Bibliothek ausgebreitet. Verschiedenfarbige Pfeile verdeutlichten den Zusammenhang zwischen den einzelnen Veröffentlichungen des Autors. Recherche zu den Titeln im Katalog, detektivische Kombinationsaufgaben und der Entwurf von Fragen an Hans Christian Kirsch hielen die Schüler physisch und geistig in Bewegung.

Schriftsteller, Bibliothekspersonal und Lehrer waren nach Abschluss der Unterrichtsstunden in der Aumühle von Ablauf und Ergebnis des Schluss-Spurts vor dem Zeugnis beeindruckt. Die deutliche Mehrheit der über 140 Schüler waren mit großem Engagement und Konzentration und situationsgerechter Disziplin bei der Sache, die parallel zum regulären Betrieb der Stadtbibliothek ablief.

(Dionys Zink)


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