Dem erhabenen Princeps Augustus aus dem Unterricht einmal ins Auge blicken: diese Möglichkeit bot sich uns, als der Lateinkurs der Q 12 mit unserer Lehrerin Frau Heine am 28.09.2018 in der Glyptothek eine Führung zu Charakterköpfen und antiken Porträts genießen durfte. Und das Timing war nicht nur perfekt, weil sich ein großer Abschnitt der Führung mit dem Zeitalter des Augustus beschäftigte, das wir sowieso gerade im Unterricht behandeln, sondern auch, weil die Glyptothek 23 Tage nach unserem Besuch für fast zwei Jahre geschlossen haben wird. So ergriffen wir die letzte Chance, das Gesicht von Augustus, dargestellt als junger strahlender Held ohne jegliche Falte, mit dem die neue Zeit des Prinzipats begann, zu betrachten. Auf dem Kopf trägt er als Zeichen für seine besonderen Verdienste eine Bürgerkrone, denn er brachte Rom nach langen Bürgerkriegen endlich Frieden.
Ganz anders die Darstellung der Oberschicht in der Zeit der Republik! Das regelrecht zerfurchte Gesicht eines römischen Bürgers zu republikanischer Zeit zeigt, in welchem Ausmaß die betreffende Person für das Wohl des Staates Tag und Nacht geschuftet hat.
So lernten wir nach und nach, Bärte, Falten, Wohlgenährtheit oder Locken auch an anderen Büsten großer römischer Kaiser zu deuten.
Alles in allem waren wir froh, dass wir mal nicht einfach nur übersetzen mussten, sondern unsere vage Vorstellung von der römischen Welt und den römischen Menschen durch die lebensnahen Plastiken konkrete Gestalt annahm. Und wir lernten, dass jedes Porträt eine Botschaft transportiert. Man muss sie nur deuten können.
(Geschrieben von Helene Kohlfürst und Frau Heine)