Exkursion ins Münchner Volkstheater
Viele kennen sie, die Geschichte vom griechischen Sagenhelden Herakles, auch Herkules genannt, der in typischer Heldenmanier jeder Gefahr trotzt und Aufgabe um Aufgabe sich unaufhaltsam seinem Heldenruhm nähert. Sei es bei Disney, bei Gustav Schwab oder anderen: Herakles ist ein Paradeheld, wie es kaum einen Paradehelden gibt. Doch hier folgt das „doch“: Was wäre, wenn der Held auch ein Mensch ist?
Antworten auf diese Frage durfte eine bunt gemischte Gruppe aus Schülern und Schülerinnen der Oberstufe finden, als sie diesen März in Begleitung von ihrer Lateinlehrerin Frau Heine in den Genuss Simon Solbergs Inszenierung „Herakles“ am Münchner Volkstheater kam. Passend zum S-Bahn-Chaos, welches die Veranstaltung einrahmte, entfaltete sich auf der Bühne ein buntes Spektakel, das mal episch, mal Slapstick und mal tiefpsychologische Tragödie sein konnte. Was macht es mit einem Mann, der das einfache Bedürfnis nach sicherem Familienglück im Eigenheim hegt, wenn er durch den Fluch von übermenschlichen Kräften nichts anderes tun kann, als Monster abzuschlachten und Schicksalssprüche zu erfüllen? Ein Held, dessen Kopf keine Wassermelone ist, sondern menschliches Gefühl enthält, bringt aus Angst und Verzweiflung Frau und Kinder um? Durchaus eine Möglichkeit, was uns die Schauspieler mit ihrem unterdrückten und abgehetzten, schließlich zur Maschine degradierten Herkules in gemeinsamer Anstrengung glaubwürdig gemacht haben. Und sind wir nicht alle manchmal kleine Herkulesse? Hastig die fremden und eigenen Vorgaben erfüllen, immer mit der Hoffnung auf Erlösung hinter der nächsten Ecke, die mal Abitur, mal Studium und mal Verrentung heißt?
So war für viel Gesprächsstoff gesorgt, als man sich hinterher im hauseigenen Café verköstigte. Bis zur langen Heimreise sogar dauerten die Ausführungen, womit man schlussendlich sagen kann: Ein gelungener Abend!
Von Max Gewald