„Herr der Diebe“ am GRG (Aufführung vom 3.6.25)

Am 3. und 4. Juni 2025 ist er gegen jeweils 19 Uhr wieder in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums zu hören: der Theatergong. Hier gab das Theater der Unter- und Mittelstufe mit Unterstützung des Juniorchors, der mehrfach für Zwischenapplaus in der gut besuchten Vorstellung sorgte, ein neues Stück zum Besten. 

Die Inszenierung basiert auf dem bekannten Jugendroman „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke, der bereits im Jahr 2000 im Dressler Verlag erschienen ist. Frau Distler hat mit ihrer Inszenierung den Schwerpunkt vor allem auf folgende Themen gesetzt: Kindheit und Erwachsensein, wobei das Kinderstück im ersten Teil überwiegt. Das wird schon zu Beginn deutlich, wenn das magische Karussell zu kinderliedhafter Musik erscheint, das bei Funke erst am Ende eine Rolle spielt. Auch der Juniorchor stimmt am Anfang dieses Thema an, nur um sogleich mit dem bekannten Stück „Maskenball“ aus dem „Phantom der Oper“ das Setting maskenbesetzt zu Veranschaulichungen: Venedig. Zur besseren Orientierung in diesem „Labyrinth aus Gassen“ ist dem Programmheft und auch über eine Projektion der Stadtplan der Lagunenstadt beigegeben. Gegen Ende scheint das Stück vollends in der Erwachsenenwelt angekommen: In Anzügen gekleidet wird über Adoptionsgebühren diskutiert. Doch von Anfang an.

Nach dem Tod der Mutter fliehen die beiden Brüder Bonifazius (Bo, gespielt von Alexander Goertz) und Prosper (Fabian Krefft) nach Venedig. Ihre Tante Esther (Elin Yilmaz) sowie der Onkel Max (Kristina Radic/Julia Hepperle) – beide herrlich blasiert gespielt und mitunter an Hermine in „Harry Potter“ erinnernd – beauftragen jedoch den Privatdetektiv Victor Getz (überzeugend dargeboten von Isabell Schwirkmann), nach ihnen zu suchen. Derweil schließen sich die Geschwister einer Bande von Kinderdieben unter der Leitung von Scipio (Florian Öfele) an. Gut einstudiert und in seiner Stichomythie überzeugend rasch vorgebracht erhält dieser von Barbarossa (Lenya Kähny) den Auftrag, einen Flügel zu entwenden. In der Inszenierung konnte Fr. Distler mit Florian Cerina (Dr. Massimo, der Vater des Scipio) auf gute Italienischkenntnisse zurückgreifen, die den Dialogen eine authentische Würze verliehen. Auf diesen stößt Victor während seiner Suche nach den Kindern, bis er entdeckt, dass Scipio ein Sohn reicher Eltern ist und die Diebstähle aus seinem Elternhaus entwendet hat. Nach der Pause, eingelegt wegen der Länge des Stücks und bereitwillig angesichts der Wärme vom Publikum angenommen, freunden sich Bo und Victor an. Er eröffnet den Kinderdiebe die Wahrheit über Scipio. 

Für Humor sorgen unter anderem Versatzstücke, die für die vorgespielte Zeit zu modern wirken und als Brüche wahrgenommen werden: So googelt der Detektiv, um an Informationen zu gelangen, oder telefoniert mit dem Handy, wobei einfallsreich die Auftraggeberköpfe in der schwarzen Rückwand erscheinen. Einen Aufreger bildeten zudem die von der Galerie geworfenen „Plakate“. Zwar war das Bühnenbild eher minimalistisch in Schwarz gehalten, aber doch mit interessanten Akzenten versehen: rechts eine Maske, links oben die Silhouette der Lagunenstadt, zu erkennen die Hauptziele der Massentouristen: Rialto-Brücke und die Basilica San Marco. Für italienisches Flair sorgten weiterhin die musikalischen Darbietungen, etwa das Partisanenlied „Bella Ciao“, das die widerständigen Tendenzen der Kinderbande untermalte. Wegen der Fehlerlosigkeit wieder kaum wahrnehmbar, aber unverzichtbar, sorgte die Technik derweil für guten Ton und angemessenes Licht, etwa Spot-Effekte. 

Der Inszenierung ist es gelungen, die durchaus komplexe Handlung durch gelungene Streichungen kompakt zu gestalten. Auch die arabeske Seefahrt zur entlegenen Insel konnte integriert werden, wo den Zuschauern wieder das Karussell begegnet. Die Metamorphose Scipios zum Erwachsenen (und seine Ähnlichkeit mit dem Vater) sorgte für einen späten Lacher. 

Matthias Schulze


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