In den letzten fünf Jahren hat sich die Welt gefühlt noch schneller gedreht, als sie es sowieso meist schon tut. Eine Woche? Zack, weg. Noch 4 Wochen bis zu den nächsten Ferien? Oh, schon da. Gerade war ich gefühlt noch dreißig und jetzt? Naja, sagen wir: ich bin dreißig plus. Die Tage und Wochen rennen nur so dahin. Da ist es umso wichtiger, sich die Zeit zu nehmen, auch mal innezuhalten, nichts zu tun, die Gedanken schweifen zu lassen, vielleicht einfach nur mit einer Tasse Tee auf dem Sofa zu sitzen und in die Luft zu starren. Mein „Me-Time-Tag“ ist in diesem Schuljahr der Freitag, mein unterrichtsfreier Tag, ein Tag der normalerweise mit Klauen und Füßen gegen Termine verteidigt wird. Bis…, ja bis vor Kurzem der Bastelnachmittag für den Weihnachtsbasar mit meiner 5. Klasse anstand und als bestmöglicher Termin der Freitag auserkoren wurde. Ein kurzes Zögern, aber dann: na ja, extra Termine gehören in der Schule einfach dazu.
Was ich nicht erwartet hatte, war, was dann kam. Drei Mamas und ein Papa hatten in absoluter Perfektion vier verschiedene Bastelangebote für die Kinder vorbereitet. Das umfangreiche Material wurde mit Rollwagen antransportiert und anschließend über vorgefertigte Schablonen, Musterbeispiele und per KI generierte bebilderte Anleitungen im Comic-Style sichergestellt, dass alle problemlos zum gewünschten (Bastel-) Ziel kamen. Die Ideen waren so nett gestaltet, dass selbst die Tutorinnen, die dankenswerterweise ihre Unterstützung angeboten hatten, am Ende mit am Tisch saßen und eigene Werke produzierten. Aber das war nicht einmal alles. Nach dem gemeinsamen Aufräumen gab es zur Stärkung noch für alle selbst gebackene Zimtschnecken und Punsch. Und weil die 5a dann noch immer nicht nach Hause gehen wollte, haben wir kurzerhand alle gemeinsam noch ein Spiel gespielt, bei dem ich gnadenlos gegen die Mamas und meine Schülerinnen und Schüler verloren habe. Was für ein toller Nachmittag an meinem eigentlich freien Tag.
Ob ich es bereut habe, meinen Frei-Tag nicht verteidigt zu haben? Absolut nicht! Es muss nicht immer freie Zeit sein, um die Seele baumeln zu lassen. Manchmal ist es noch viel schöner, Momente mit engagierten Menschen zu verbringen, die sich mit Begeisterung in eine Sache stürzen, deren Augen vor Freude strahlen und am Ende fragen: können wir das bitte ganz bald wiederholen? Danke an alle die mitgemacht haben, so darf Schule gerne öfter sein.
Nina Ostermeier (NuT-Lehrerin der Klasse 5a)
