Nichts (6) Die Asservatenkammer

Blickfang: Die Kartonaufschriften sollten neugierig machen - das taten sie
Blickfang: Die Kartonaufschriften sollten neugierig machen – das taten sie

In der Diskussion der Lektüre „Nichts“ und um die fragwürdigen Entscheidungen der dänischen Klasse entstand im Deutschunterricht der GRG-Klasse 8b zunächst der Gedanke, einen eigenen „Berg an Bedeutung“ aufzutürmen. Die Umsetzung musste jedoch aus logischen Gründen aufgegeben werden.  Denn entweder etwas hat Bedeutung, dann kann man es schließlich nicht einfach hergeben, auch nicht für ein Schulprojekt, oder es ist belanglos, dann passt es nicht zum „Berg aus Bedeutung“.

Auf der Leine : Von Ingrids Krücken (13) bis Hans' Zeigenfinger (20)
Auf der Leine : Von Ingrids Krücken (13) bis Hans’ Zeigefinger (20)

Abweichend von der Romanhandlung, schließlich verbrennt der „Berg aus Bedeutung“ am Ende des Textes, wurde beschlossen, den „Originalberg“ nachzubauen. Es wurde also angenommen, dass die Polizei das „Kunstwerk“ zu Ermittlungszwecken sichergestellt und die Beweisstücke in einer Asservatenkammer gelagert habe. Damit diese von Besuchern auch betrachtet werden können, sollte jedoch kein Haufen präsentiert, sondern die Gegenstände als Einzelobjekte an einer Leine über die Bühne gehängt oder bei Übergröße auf der Bühne aufgestellt werden.

Die Asservat-Etiketten zum "Berg aus Bedeutung"
Die Asservat-Etiketten zum “Berg aus Bedeutung”

Dieser Idee folgten weitere dazu passende Überlegungen: Jedes Asservat sollte ein „amtliches“ Etikett bekommen, das seine Herkunft aufklärt, aber auch, welche gesellschaftlich akzeptierten Wertvorstellungen im Roman bzw. in unserer Wirklichkeit damit verbunden sind. Im Sinne einer Beweisaufnahme wurden auf der Rückseite dieser Asservat-Etiketten die bezeichnenden Stellen aus dem Roman „Nichts“ angeführt. Damit sollten nach Vorstellung der Projektgruppe auch Besucher der Installation, die den Roman nicht gelesen haben, Anhaltspunkte für die Einschätzung der Gegenstände erhalten.

Beispiel: Das Etikett zum Asservat Boxhandschuhe
Beispiel: Das Etikett zum Asservat Boxhandschuhe

Die meisten Asservate konnten von Schülern oder von Lehrerkollegen problemlos beschafft werden. Eine Schwierigkeit bot dagegen die Präsentation von Gegenständen, die den besonders harten Romanepisoden zuzurechnen sind. Auch bei diesem Arbeitsschritt musste überlegt werden, wo die Grenzen des guten Geschmacks, die Rücksichtnahme auf religiöse Überzeugungen oder der Schutz jüngerer Schüler gegen die Originaltreue des betreffenden Gegenstand sprachen.

In einigen Fällen wurden, – als solche auch erkennbare – , Attrappen hergestellt (Kindersarg, blutiges Taschentuch) in anderen Fällen wurde mit symbolischen Platzhaltern gearbeitet: Das Asservat „Jesus am Kreuz“ wurde durch eine Photographie repräsentiert, der abgeschnittene „Zeigefinger“ ebenfalls, den „Hundekopf“ vertraten die Haare eines echten Hundes als DNA-Nachweis.  Hinzu kamen noch Texte, die erklären sollten, warum sich das Originalasservat nicht mehr in der Kammer befand (Herausgabe des Kruzifixes an die Pfarrgemeinde, Aufbewahrung des Zeigefingers in Krankenhaus der Stadt, ordnungsgemäße Entsorgung des Hundekopfs)

Asservate als Einzelobjekte: Giftschlange (4), Adoptionsurkunde (16), Gebetsteppich (17), Kindersarg (19)
Asservate als Einzelobjekte: Giftschlange (4), Adoptionsurkunde (16), Gebetsteppich (17), Kindersarg (19)

Photos: N. Knüpling u. D.Zink, Text: D. Zink


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