Die häufigsten Irrtümer zum Thema Referate im Deutsch-Unterricht

„Jeder muss ein Referat halten.“

Bei einer Klassenstärke von 25 bis 30 Schüler kann auch in Fächern mit drei oder vier Wochenstunden häufig nicht jeder ein Referat von 15 Minuten oder gar längerer Dauer halten, weil der Zeitaufwand insgesamt zu hoch sein kann. Oft werden Referatblöcke (mehrere Vorträge hintereinander) über das ganze Schuljahr verteilt, damit der Unterricht nicht zu eintönig bzw. inhaltlich einseitig wird. Es kann auch erwartet werden, dass Schüler am Beispiel des Vortrags eines Mitschülers lernen, wie ein gutes Referat gestaltet wird. Dies gilt vor allem dann, wenn nicht nur der Inhalt, sondern auch die Gestaltung eines Referats im Unterricht thematisiert wird.

„Die Präsentation ist die halbe Miete.“

Am GRG kommt (handels-)übliche Präsentationssoftware zum Einsatz, z.B. MS Powerpoint oder OpenOffice Impress. In Deutsch ist die Verwendung dieser Software zwar möglich, aber keineswegs Voraussetzung für eine gute Note. Der Lehrplan in Deutsch fordert in keiner einzigen Jahrgangsstufe explizit, dass ein Referat mittels Präsentationssoftware gehalten wird.

Die Verwendung dieser Software für ein Referat kann die bewertbare Vortragsleistung ergänzen, ersetzt diese jedoch nicht. Das bedeutet, dass eine technisch und inhaltlich perfekte Präsentation keineswegs der Hauptgesichtspunkt bei der Bewertung sein kann. Von wesentlich größerer Bedeutung für die Benotung sind etwa Konzeption (Aufbau) und die tatsächliche Vortragsleistung des Schülers  also der Adressatenbezug, ein freier Vortrag oder spontan abrufbares Hintergrundwissen in der Fragephase.

Beispielsweise wird ein Referat, das ständig halb vom Publikum abgewandt gehalten wird, weil der Referent nur auf seine digitale Inszenierung schaut, statt sich dem Publikum zuzuwenden, auch bei technisch perfekter Präsentation keine nur positive Beurteilung erfahren.

„Je größer der Aufwand, desto besser die Note.“

Schüler (und im Hintergrund auch Eltern) geben sich bei Referaten und anderen selbstständig zu erledigenden Aufträgen häufig große Mühe und erwarten dann, dass der Aufwand honoriert wird. Tatsächlich wird bei einem Referat vor allem das Ergebnis dieses Aufwands bewertet. Wie in anderen Lebensbereichen auch entspricht maximaler Aufwand aber nicht zwingend dem maximalen Ertrag bzw. der besten möglichen Note.

„Ein Referat kann man auch am Tag vorher erarbeiten.“

Von Kurzreferaten abgesehen, werden Referatsaufträge meist über mehrere Tage, bei einer Referatserie unter Umständen sogar einige Wochen, im Voraus erteilt. Für ein Referat sind eine Recherche, die Ausarbeitung und wenigstens einmal ein Probelauf ohne Publikum erforderlich. Vielfach wird dieser Arbeitsaufwand unterschätzt. Das Ergebnis sind dann Vorträge, denen man in allen Bereichen anmerkt, dass sie am Vorabend noch schnell aus ein paar Internetquellen zusammengeschustert worden sind, ohne dass im eigentlichen Vortrag sichtbar wird, dass der Referent eine mehr als nur oberflächliche Ahnung vom Thema hat.

„Referate sind so ähnlich wie ein Lehrervortrag.“

Schüler verwechseln häufig die von Lehrern eingesetzte Vermittlungsmethode des Unterrichtsgesprächs oder des Lehrervortrags mit einem Referat. Manchmal wird sogar ein komplettes Unterrichtsstundenkonzept verwendet, das für Referate eigentlich ungeeignet ist. Schüler sollen bei Referaten als Fachleute agieren und nicht Lehrer spielen.

„Der Lehrer kümmert sich um die Technik.“

Auch inhaltlich gut vorbereitete Referate scheitern an Kleinigkeiten: Eine aufwändige Powerpoint-Präsentation funktioniert nicht, weil eine falsche Datei abgespeichert wurde oder es findet sich kein Lehrer, der die Zeit hat, noch vor Unterrichtsbeginn ein Referat-Handout für den Unterricht eines Kollegen zu kopieren.

Es ist nicht Aufgabe des Lehrers in der Stunde dafür zu sorgen, dass Präsentationsdateien auch tatsächlich funktionieren. Sollen also die Rechner und Beamer im Klassenzimmer verwendet werden, muss man schon am Tag vorher den Lehrer bitten, die Datei auf ihre Verwendbarkeit zu prüfen. Es ist auch nicht Aufgabe des Lehrers drei Minuten vor Beginn des Referats noch das geforderte Referatspapier zu kopieren. Auch hier empfiehlt es sich den betreffenden Lehrer am Tag vorher um die Erstellung von Kopien zu bitten.

Komplexe Technik ist fehleranfällig, deshalb muss man sein Referat wenigstens in entscheidenden Teilen auch ohne technische Hilfsmittel halten können.

 „Referatsnoten sind gute Noten.“

Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Vorstellung, dass bei Referaten nur die Noten „befriedigend“ (Note 3)  bis „sehr gut“ (Note 1) vergeben werden. Dies liegt zum einen daran, dass Referatsleistungen häufig diese Bewertungen erreichen, weil sich Schüler oft länger und gründlicher mit ihrem Referatsthema als mit anderen Unterrichtsinhalten befassen, ihre tatsächliche Leistung also besser als ihre Gesamtleistungen über einen längeren Zeitraum sein kann. Ein schlechtes Referat, mit unzureichendem Themenbezug, schlecht recherchierten Inhalten, falsch proportioniertem Präsentationsaufwand, fehlendem Adressatenbezug und unzureichender Dokumentation der Quellen kann sehr wohl eine „mangelhafte“ oder sogar „ungenügende“ Leistung sein.

„Referate sind freiwillige Leistungen.“

Ebenfalls eine irrige Annahme zu Referaten besteht darin, Referate seien freiwillige und irgendwann zu erbringende Schüler-Leistungen. Im Gegenteil: Referate sind angekündigte, mündliche Prüfungen zu einem festgesetzten Termin. Eine Verschiebung aus organisatorischen Gründen bedeutet, dass die Leistung zum nächstmöglichen Zeitpunkt, etwa in der Folgestunde abgerufen wird. Bei unentschuldigtem Fehlen und dem unangekündigten Ausfall eines Referats gilt der Schüler als nicht vorbereitet und erhält wie in anderen Fällen die entsprechende Beurteilung.   

„Referate sind Notbremsen bei schlechten Gesamtleistungen.“

Nicht selten versuchen Schüler eine befürchtete schlechte Zeugnisnote mit der freiwilligen Übernahme einer Referatsaufgabe zum Halbjahres oder Schuljahresende zum Besseren zu wenden. Auch wenn Lehrer gelegentlich diese Möglichkeit einräumen, besteht kein Anspruch auf die Gelegenheit zu einem Referat mit dem Ziel der Notenverbesserung. Aus der freiwilligen Übernahme einer derartigen Aufgabe leitet sich auch nicht automatisch bereits ein positives Ergebnis ab.

 

Für alle hier genannten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Referaten gilt, dass man sie leicht vermeiden kann, wenn man rechtzeitig vorher mit dem Lehrer das Gespräch sucht, der den Arbeitsauftrag erteilt hat.


Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen