Der Schweizer Autor und Publizist las am 17.1. 2006 vor Kollegiaten der beiden Deutsch-Leistungskurse und aller drei Grundkurse in der Aumühle aus seinem letzten Roman „Der beste Tänzer“ und einem noch unveröffentlichten Romanmanuskript.
Christoph Keller (*2003) stammt aus St. Gallen und studierte in Genf und Konstanz Slawistik und Amerikanistik. Seit 1988 („Gulp“) veröffentlichte er ganze Reihe von Romanen und Theaterstücken. Er ist mit der amerikanischen Lyrikerin Jan Heller Levi verheiratet und lebt in seiner Herkunftsstadt und einen Teil des Jahres in New York City. Derzeit entsteht auch ein Dokumentarfilm über die Arbeit an seinem neuen Roman.
„Der beste Tänzer“, sein 2003 bei S. Fischer erschienener Roman, handelt in literarischer Verarbeitung von seinem Leben mit Spinaler Muskelatrophie (SMA), einer nichtheilbaren Erbkrankheit, deren Symptome erst im Teenageralter auftreten. Auch seine beiden älteren Brüder leiden an dieser Krankheit.
Auf einer zweiten Ebene wird auch der Zusammenbruch der Familie geschildert, der Bankrott der Firma seines alkoholkranken Vaters, die Trennung seiner Eltern und die gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Vater und seiner dann ehemaligen Familie. „So einen Vater zu haben, ist für einen Schriftsteller ein Glücksfall“, meint Keller auf Nachfragen der Kollegiaten. Und man merkt als aufmerksamer Zuhörer schon, dass da eine ganze Reihe von ironischen und ernsten Zwischentönen mitschwingt.
Die Kollegiaten interessierte vor allem der schwierige Alltag eines Rollstuhlfahrers, der sowohl in St. Gallen als auch in New York City lebt. Auf die Unterschiede für Behinderte in den beiden Ländern angesprochen, meinte Keller, dass ein großer Vorteil in den USA das einklagbare Recht auf Gleichstellung von Nichtbehinderten und Behinderten, entscheidend aber die Bewusstseinslage der Menschen in seinen beiden Heimatländern sei. Steige er in New York in ein Flugzeug,- für einen Rollstuhlfahrer immer noch ein beschwerliches Unterfangen -, sprächen die Helfer selbstverständlich mit ihm. Bei vergleichbaren Prozeduren in der Schweiz wendete sich das Personal wegen technischer Anweisungen an seine Frau, so als wäre ein Körperbehinderter nicht ganz zurechnungsfähig.
Christoph Kellers Roman wurde in die Auswahlliste zum Puchheimer Leserpreis 2006 aufgenommen. In diesem Zusammenhang absolvierte er insgesamt fünf Lesungen, darunter auch zwei weitere am Viscardi-Gymnasium und dem Gymnasium Olching, um seinen Roman dem Publikum im Landkreis vorzustellen. Die Lesung für die Schüler des Graf-Rasso-Gymnasiums wurde organisatorisch von der Stadtbibliothek Aumühle unterstützt und kam auf Vermittlung der Kester-Haeusler-Stiftung zustande. Beiden Fürstenfeldbrucker Kulturinstitutionen, besonders Frau Vielweber und Herrn Turner, sei an dieser Stelle für ihre Kooperation noch einmal herzlich gedankt.
Photos, Text, Redaktion: D. Zink