Die G-Achterbahnfahrt endet in der Aula – eine Nachlese zur Abiturfeier 2011

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Patrick Kienzler und Tobias Oberpaul, die Moderatoren der Abiturfeier          

 

Am Freitag, den 1. Juli 2011, wurde der erste Jahrgang des verkürzten Gymnasiums mit einer würdigen Abiturfeier in unserer Schule verabschiedet. Zahlreiche Verwandte und Gäste, die Lehrerschaft und auch offizielle Vetreter der Stadt Fürstenfeldbruck und der Sparkasse waren zu diesem Anlass in der festlich geschmückten Aula erschienen.

Schon in den Tagen zuvor waren die Abiturienten treppauf treppab in den Gängen, auf dem Pausenhof und in der Mensa zugange, um das Schulhaus für die Feier vorzubereiten. Sie waren dabei für die ganze Schulgemeinschaft zu beobachten und damit Vorbilder im eigentlichen Sinn.

Klassischen Bildungsidealen folgend muss auch für festliche Anlässe das richtige Maß gefunden werden, bei dem sich die Feiernden, der Anlass der Feier und das ihr eigene symbolische Handeln im Einklang befinden. Es werden bei einer derartigen Feier also Zeichen gesetzt, die für etwas stehen und nicht lediglich sich selbst repräsentieren. Und deshalb soll hier die Zeichensprache der Feier zur Sprache kommen.

Das Motto: „Rasso’s Eleven – Time for Another Job“. Dass man sich beim Motto an einen Filmtitel oder ein anderes Medienprodukt anlehnt, ist landesweit verbreitet. „Time for Another Job“ lässt den Beobachter aber (wieder einmal) nachdenklich werden. Sind die vergangenen Jahre am GRG nur ein „Job“? Und wenn ja, welchen anderen Job haben die Abiturienten denn davor gehabt? Und wie steht es mit dem „Job“, der jetzt anzupacken ist?

Der rote Teppich: Über den Schulhof, durch die Aula, vor und auf die Bühne führt der einladende rote Teppich, ein roter Faden, dem zu folgen alle Anwesenden gerne nachgekommen sind.

Die Bildpräsentation: Zu Beginn der Feierlichkeiten präsentieren die Abiturienten eine Bildershow, die alle gewesenen Schüler Revue passieren lässt. Selbstverständlich zeigen viele Bilder auch die Ziele der Studienfahrten des vergangenen Schuljahres.

Der Dresscode: Es gibt keinen, jedenfalls keinen strikt eingehaltenen. In Bayern nimmt man sein Zeugnis selbstverständlich auch in Tracht entgegen, gern im Cocktailkleid und auch im Abendkleid, im dunklen oder Sommeranzug, mit und ohne Krawatte. Wer mit seiner Garderobe auffallen will, fällt auf, wer nicht, der nicht. Man hat jedenfalls nicht den Eindruck, den die SZ vom selben Tag vermittelt. An manchen Schulen scheint es laut dieser Zeitung nichts Wichtigeres zu geben als „Spieglein, Spieglein an der Wand“. Anderswo hinkt man dem Trend eben hinterher…

Die Leuchter: Auffälligstes Element der Bühnengestaltung sind die neunkerzigen, silbernen Leuchter, oder eigentlich Kandelaber, zu beiden Seiten der Bühne, seit Urzeiten ein Zeichen der Festlichkeit. 

Die Moderation: Diesmal moderieren zwei junge Herren, Patrick Kienzler und Tobias Oberpaul, die Feier. Damit entzieht sich dieser Jahrgang den gängigen Gleichberechtigungsformeln des Zeitgeistes und die am besten geeigneten Abiturienten kommen zum Zug. Im Hintergrund, bei der Vorbereitung aber, wie Frau Hübler bei der Zeugnisvergabe mehrfach betonte, sind die jungen Damen des Jahrgangs die stilsicheren und auch zupackenden Kräfte gewesen, so dass sie diesmal den jungen Herren getrost das Feld bzw. die Bühne überlassen können. 

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Schulleiterin Frau Hübler beruft sich auf die chinesische Glückszahl 8

 

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Andreas Diederichs, Oberstufenkoordinator, stellt fest, dass die mediale Begleitmusik zum G8 für Misstöne verantwortlich war

Die Reden: Im gedanklichen Zentrum aller Reden steht das G8, selbst dann, wenn man wie Oberstufenkoordinator Andreas Diederichs, eigentlich nicht so sehr davon oder wenigstens eher von den Vorzügen desselben sprechen will. Die Bilanz fällt eher gemischt aus, schließlich hat die Schulreform allen Beteiligten und Betroffenen vieles und manchmal alles abverlangt. Abiturient Raphael Schell lässt die gesamte gymnasiale Schulzeit noch einmal Revue passieren und erinnert daran, dass im Schuljahr 2003-04 ursprünglich einmal 119 Schülerinnen und Schüler in diesem Jahrgang den immer noch langen Weg zum Abitur begonnen haben.

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Abiturient Raphael Schell bei seiner Abiturrede

Die musikalischen Einlagen: Mit Instrumentalmusik, Gesang und Theater sorgen die Abiturienten für die unterhaltsamen Akzente der Feier. Überzeugend daran: da kommt nichts aus der Konserve, es gibt keinen doppelten Boden, alles ist eigene Leistung, vom Improvisationstheater bis zu Soloauftritten am Flügel oder im „A capella-Gesang“.

Die Blumen: Der Elternbeirat verzichtet auf eine eigentliche Rede mit der Begründung, dass die Eltern ihren Kindern in den vergangenen zwölf Jahren schon häufig genug gut zugeredet hätten. Das ist anzunehmen, und so verehrt der Elternbeirat jedem der Abiturienten eine mehrblütige Rose und bringt so die vielen Möglichkeiten zum Ausdruck, die den Absolventen nunmehr offenstehen. Zuvor hatten sich die Abiturienten bei den auf die Bühne gebetenen Lehrern ihres Jahrgangs bedankt, auch mit einer Blume.

Die persönliche Erkennungsmelodie: Beim Auftritt zur Entgegennahme des Zeugnisses und der begleitenden Gratulationen hat sich das Anspielen eines jeweils mehr oder weniger persönlichen Songs eingebürgert. Auch bei dieser Abiturfeier wird dieses Gestaltungselement verwendet. Und auch bei dieser Feier zeigt sich, dass es nicht einfach ist, die „eigene“, also möglichst individuelle Melodie zu finden. Bemerkenswerte Außenseiter diesmal: ein „Pippi Langsstrumpf“-Lied und ein französischer Rocksong von Plastic Bertrand, der sogar Frau Hübler für einen kurzen Augenblick in die Vergangenheit katapultiert.

Porträts und Seminararbeitsthema: Keine Kinderphotos, sehr angenehm. Der diesjährie Abiturjahrgang beweist stilistische Reife:  Wenn man sich mit dem Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife der Schul- und Stadtöffentlichkeit präsentiert, dann doch nicht als Kleinkind. Die Themen der jeweiligen Seminararbeiten anzugeben, ist dagegen wirklich aufschlussreich. In diesen und den früheren Facharbeiten steckt oft soviel Mühe, Anstrengung und Einfallsreichtum aller Beteiligten, dass sie nach der Bekanntgabe der Notenergebnisse nicht einfach unter den Tisch fallen dürften. Vielleicht gibt es da in Zukunft im Rahmen der Abiturfeier mehr zu sehen?  

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Glückwunsch: Abiturient Jakob Illner erhält als Jahrgangsbester sein Abiturzeugnis, auf das 1,0-Ergebnis sind noch einige andere stolz  

Die Zeugnisse: Im Vorfeld der Prüfungen und im Vergleich zum neunjährigen Gymnasium war viel geraunt, gemunkelt und kolportiert worden, meistens umgehend medial verstärkt, wie Oberstufenkoordinator Diederichs in seiner Rede anmerkte. Die Zeugnisse selbst sind dem Gesamteindruck nach keine große Überraschung mehr. Noch immer gilt schließlich, dass sich der Notendurchschnitt aus über zwei Jahre erbrachten Leistungen und den Ergebnissen der Abiturprüfungen zusammensetzt. Auch in diesem Jahr können einige Schüler mit klaren Einser-Ergebnissen glänzen.

 

Diese Abiturfeier war authentisch, denn dieser Jahrgang hat mit seinen eigenen Talenten und unter Einbeziehung der Gegebenheiten des Ortes sein (!) Bestes gegeben. Das hat man auch an Kleinigkeiten bemerkt, z.B. beim paarweisen Einzug durch die Türen beiderseits der Bühne von der FOS-Seite her. Da schaute jeder genau auf den Start des Partners oder der Partnerin auf der anderen Seite. Oder beim weiblich-pragmatischen Umgang mit der derzeitigen Schuhmode. Hatte man das Zeugnis erst einmal in den Händen und wartete auf der Bühne, bis alle dran gewesen waren, ging es auch barfuß.  

Diese Abiturfeier war angemessen, weil hier die Akteure und die eigentliche Leistung, das bestandene – oder auch das durchgestandene und überstandene – Abitur den Mittelpunkt bildeten. Dieser Abiturjahrgang weiß Schein und Sein zu trennen.

Diese Abiturfeier war großzügig gegenüber ihren Teilnehmern und Gästen, denn das lockere und in der Länge doch gerade richtige Programm ließ viel Zeit zur persönlichen Begegnung und zum Gespräch mit Eltern, Ehemaligen und erstmals Erschienenen.  

In diesen Gesprächen, später am Abend oder bei anderen Gelegenheiten, kam dann doch noch etwas anderes heraus: So mancher am GRG hätte so manchen dieser Abiturienten gerne noch ein wenig länger behalten und mancher Abiturient wäre vielleicht auch noch gern ein wenig länger geblieben.  


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