Zu meinem großen Erstaunen habe ich mich in der 2. Runde der IBO (Internationale BiologieOlympiade) auch für die 3. Runde qualifiziert. Diese fand an fünf Tagen im Februar in Kiel und Hamburg statt.
Zur Vorbereitung gab es eine Liste mit Biologiebüchern, die glücklicherweise fast alle in der Schule vorhanden waren. Zudem wurde empfohlen, praktisches Arbeiten zu üben. Das konnte ich im Schülerlabor unserer Schule umsetzen und hatte dabei tatkräftige Unterstützung von Larissa Bartels, die leider nicht mit nach Kiel fahren durfte. Wie auch in den Runden davor stand mir in dieser Zeit Herr Ostermeier mit Rat und Tat zur Seite.
Die Reise nach Kiel startete ich sonntagmorgens in Fürstenfeldbruck bei Schneetreiben, in Kiel erwarteten mich nach einer langen Zugfahrt hingegen angenehme 10 °C und Sonne. Ich hatte mir im Vorfeld Gedanken gemacht, ob ich in eine Gruppe von lauter “Bio-Genies” wohl reinpassen würde. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die anderen Teilnehmer ähnliche Gedanken plagten und wir uns auf Anhieb alle gut verstanden.
Nach dem ersten gemeinsamen Kennenlernen beim Abendessen in der Jugendherberge Kiel ging es gleich am nächsten Tag mit den Crashkursen in Gruppen zu ungefähr 15 Teilnehmern am IPN (Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik) los. Auf dem Programm standen am Vormittag die Fächer Physiologie, Zoologie und Botanik. Nach dem Mittagessen in der Universitätsmensa gab es am Nachmittag noch Crashkurse zur Biostatistik und Molekularbiologie. Diese Crashkurse sollten dazu dienen, wichtige Grundlagen für die Klausuren der nächsten zwei Tage aufzufrischen bzw. im Schnellverfahren zu erlernen. Am Abend in der Jugendherberge hatte ein Betreuer noch einen Vortrag zur Enzymkinetik vorbereitet. Dieses Wissen konnten wir gleich am nächsten Tag bei der praktischen Klausur zur Physiologie anwenden. Auch zu Zoologie und Botanik gab es jeweils eine 75 Minuten lange praktische Klausur. In Zoologie ging es unter anderem um die Bestimmung eines Kartoffelkäfers und die Gebisse von verschiedenen Säugetieren. In Botanik sollte anhand von Nadeln einiger Nadelbäume ein Stammbaum erstellt werden und wir haben mehrere Sorten Honig in Hinblick auf Pollen unter dem Mikroskop untersucht.
Diese Klausuren waren jeweils durch eine Viertelstunde Pause unterbrochen, in der es Getränke, Kekse und andere leckere Sachen zu essen gab. Auch die übrige Verpflegung war super und reichlich.
Nicht nur ich hatte nach den praktischen Klausuren das Gefühl, mit Sicherheit auf dem vorletzten Platz zu landen. Anders als in der Schule sind die Klausuren nämlich nicht darauf ausgelegt, dass man alles schaffen kann.
Am Abend gab es passenderweise noch einen Vortrag zu Ratestrategien bei Multiple-Choice-Tests, denn der Tag danach war der viereinhalb-stündigen theoretischen Klausur gewidmet. Diese bestand aus einem Multiple-Choice-Test und einem Teil mit komplexeren Aufgaben.
Doch nun mussten wir auch schon unsere Sachen packen, denn am nächsten Tag fuhren wir nach Hamburg ins Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Hier wurden wir in einem sehr interessanten Vortrag über den Lebenszyklus des Malariaerregers Plasmodium falciparum informiert. Das Bernhard-Nocht-Institut ist eines der wenigen Institute weltweit, die ein S4-Labor haben. So hatten wir die Gelegenheit, ausrangierte Ganzkörperanzüge für ein solches Labor anzuprobieren (siehe Foto).
Eine Stadtrundfahrt per Bus ermöglichte es uns, in kurzer Zeit einen ersten Eindruck von Hamburg zu bekommen. Außerdem hatten wir ein wenig Freizeit, sodass wir auch selbstständig Hamburg erkunden konnten. Der Abend wurde für einen gemeinsamen Besuch in einer Bar freigehalten.
Am nächsten Tag fand die Preisverleihung mit Überreichung der Urkunden bei der Firma Eppendorf statt. Für eine Qualifikation zur 4. Runde hat es bei mir knapp nicht gereicht, aber ich bin trotzdem sehr glücklich über mein Ergebnis. Zu gewinnen gab es außerdem Plätze für mehrwöchige Forschungspraktika. Meine Zimmerpartnerin konnte sich beispielsweise über ihr Wunschpraktikum zur Meeresbiologie auf Helgoland freuen. Neben Praktikumsplätzen wurden drei Plätze für den German Brain Bee, einem Neurobiologiewettbewerb in Heidelberg, vergeben. Für diesen Wettbewerb kann man sich übrigens auch selbst bewerben. Ich habe einen dieser drei Plätze bekommen und freue mich schon darauf, im Mai einige bekannte Gesichter von der IBO in Heidelberg wiederzusehen.
Eine ganze Woche von der Schule wegzubleiben geht jedoch nicht ohne die Unterstützung der Schulleitung, die mich für diese Zeit vom Unterricht befreit hat, und zahlreiche Mitschüler, die mir die fehlenden Hefteinträge zugeschickt haben. Dafür vielen Dank!
Ich habe diese Woche sehr genossen, viel gelernt und viele nette Leute getroffen. Deshalb kann ich jedem, der sich für Biologie interessiert, nur empfehlen, an der IBO teilzunehmen. Man kann nur gewinnen und nichts verlieren! Nähere Informationen zur IBO gibt es bei Herrn Ostermeier, bei dem ich mich ganz herzlich für die tolle Unterstützung bedanken möchte.
Charlotte Dietze, Q12