Christian Linker liest am GRG

Am 17. April 2018 konnte die Schülerlesebibliothek noch eine weitere Autorenlesung anbieten: Der Jugendbuchautor Christian Linker folgte unserer Einladung ans GRG und stellte seinen Roman „Dschihad Calling“ vor. Seine Zuhörer waren die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen, und damit eine Altersgruppe, die sich erfahrungsgemäß nicht mehr so leicht fürs Lesen begeistern lässt wie unsere jüngeren Schüler. Die Geschichte der Radikalisierung eines Jugendlichen, der sein altes Leben hinter sich lässt, weil es ihm in seiner Konsumorientiertheit zunehmend oberflächlich und sinnentleert vorkommt, ließ sie jedoch durchaus aufmerksam zuhören. Dabei war es dem Autor wichtig, den Schülern zunächst bewusst zu machen, dass der sogenannte Islamische Staat in unseren Köpfen zwar vor allem durch Terroranschläge auf europäischem Boden, etwa in Nizza, Paris und Berlin präsent ist, dass jedoch die Zahl der Anschläge und damit die der Opfer in Ländern wie Syrien und Irak ungleich höher ist und das Leben der dortigen Bevölkerung dramatisch verändert.

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass junge, westlich geprägte Männer bereit sind, für den Islamischen Staat in den Krieg zu ziehen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage bietet Christian Linker, indem er die Geschichten von Jakob und Adil erzählt, zwei jungen Männern, die aus unterschiedlichen Gründen die Gemeinschaft einer salafistischen Vereinigung suchen und ihr Leben komplett verändern.

Adils Mutter stirbt, als er noch ein Kind ist, an Krebs. Unfähig, mit dem Verlust umzugehen, rutscht er als Jugendlicher ins Drogen- und Zuhältermilieu Hamburgs ab und muss eine Haftstrafe verbüßen. Im Gefängnis liest er den Koran und findet schließlich bei einem Verein von Salafisten in Bonn ein neues Zuhause. Besessen von dem Gedanken, sich selbst und seiner toten Mutter ewigen Aufenthalt im Paradies zu ermöglichen, will er in Syrien bei einem Selbstmordanschlag sein Leben für den IS opfern. Jakob lernt Adil über dessen Schwester Samira kennen, die ebenfalls Mitgleid der salafistischen Gemeinde ist und deren ungewöhnlich blaue Augen Jakob ebenso faszinieren wie die Tatsache, dass ein bisschen Flirten bei der gläubigen Muslima nicht zieht und eine „harmlose“ Kontaktaufnahme wegen ihrer streng religiösen Lebensweise nicht vorgesehen ist. Mit dem Interesse an Samira wächst auch Jakobs Faszination für den Islam, und so fühlt er sich bei seinen neuen Freunden, deren einfache, auf den Glauben fokussierte Lebensweise ihn beeindruckt, zunehmend geborgen. Jedoch muss er sich bald die Frage stellen, ob er wirklich den gleichen Weg einschlagen möchte wie Adil…

Christian Linker wechselte auf der Bühne zwischen freier Rede und gelesenen Passagen ab und brachte damit seinem Publikum das aktuelle Thema auf beeindruckend anschauliche Weise näher. Im Anschluss an seinen Vortrag ermutigte er die Schülerinnen und Schüler, dazu, ihn alles zu fragen, was sie von einem Autor gerne wissen möchten. Nach anfänglichem Zögern erfuhren sie so unter anderem, wie man bei der Recherche zu einem Roman überhaupt vorgeht und woran man merken könnte, dass ein Freund beginnt, mit dem IS zu sympathisieren. Ob er sich nicht vorstellen könne, sein Buch ins Arabische übersetzen zu lassen, wurde Herr Linker schließlich von einer muslimischen Schülerin gefragt. Was vielleicht der beste Beweis dafür war, dass es dem Autor gelungen ist, ein nicht ganz einfaches Thema so einfühlsam zu behandeln, dass auch in Deutschland lebende Muslime sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen…


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