Nur gemeinsam sind wir stark – warum Bakterien doch nicht so schlecht sind wie ihr Ruf

„Nach dem Klo und vor dem Essen – Händewaschen nicht vergessen!“ Sprüche wie dieser sollen uns besonders in der momentanen Herbstzeit vor unliebsamen Erkältungen und anderen Erkrankungen schützen. Viren und Bakterien lauern überall und neben Seife und Wasser greift der ein oder andere noch zu „härteren Keulen“ und desinfiziert die lieben Kinderlein beim nach Hause kommen am liebsten gleich von oben bis unten.

Dass Bakterien Krankheiten auslösen, weiß heutzutage vermutlich schon jedes Kindergartenkind. Dass hinter einer eitrigen Mandelentzündung häufig Streptokokken (kugelige Bakterien) stecken, zumindest die älteren Kinder. Dass wir ohne Bakterien vermutlich gar nicht leben könnten? – Wahrscheinlich kaum jemand!

Der Mensch besteht aus einer unvorstellbar großen Zahl an Zellen: mehreren Billionen. Damit ist er aber in und auf seinem Körper in der Unterzahl. Bis zu 10 Mal so viele Bakterien besiedeln Haut, Darm und andere Körperregionen und bilden gemeinsam das Mikrobiom des Menschen. Würden wir uns selbst morgens also nicht mit dem Spiegel, sondern mit einem hochauflösenden Mikroskop betrachten, würden uns weniger die Hautunreinheiten oder Falten stören, sondern vermutlich eher der dicht an dicht sitzenden Bakterienrasen. Dabei haben die zum Reich der Prokaryonten zählenden Kleinstlebewesen ihren schlechten Ruf – zumindest teilweise – ganz zu Unrecht. Durch die dichte Besetzung unserer Körperoberfläche ist überall dort, wo sie sitzen, kein Platz für krankmachende Bakterien – sie schaden uns also nicht, sondern bewahren uns vor Krankheit. Im Darm helfen sie uns außerdem beim Aufschließen der Nahrung und trainieren ganz nebenbei auch das Immunsystem, so dass wir weniger Anfällig für Erkrankungen werden. An Mäusen, die man künstlich mit einer komplett keimfreien Darmflora aufwachsen ließ, konnte man nachweisen, dass diese später nur ein stark unterentwickeltes Immunsystem besaßen.

Die Zusammensetzung unseres Mikrobioms ist so verschieden wie unsere Fingerabdrücke. Ernährung, das Immunsystem und die Einnahme von Medikamenten beeinflussen die Zusammensetzung. Meist leben wir friedlich mit unserem Mikrobiom zusammen. Gerät dieses jedoch ins Ungleichgewicht, können sich auch Krankheitserreger hinzugesellen. Solche Störungen können von innen oder außen kommen: obwohl sich die Einnahme von Antibiotika vornehmlich gegen krankmachende Bakterien richtet, werden unbeabsichtigt nebenbei auch die „guten Bakterien“ in unserem Darm zerstört und machen damit Platz für andere – eben auch für „unerwünschte Bakterien“.

Doch nicht nur der Mensch ist rundum besiedelt von Bakterien. Auch in anderen Bereichen unseres Lebens spielen diese Einzeller eine große Rolle. So helfen sie uns beispielsweise als „Zersetzer“ beim Abbau toter Pflanzen und Tiere oder machen für uns als „Helfer in der Industrie“ aus Milch Joghurt.

Dass diese kleinen Lebewesen wirklich existieren, hat die Klasse 8c im Biologieunterricht nicht nur erlebbar, sondern auch sichtbar gemacht. Auf Agarplatten (einem Nährboden für Bakterien) wurden Abdrücke verschiedener Alltagsgegenstände gemacht und diese unter Idealbedingungen (feucht, warm) einen Tag lang gehalten. Die Bakterien konnten sich dadurch so stark vermehren, dass sie als Kolonie – bestehend aus Millionen von Bakterienzellen – sichtbar wurden. Die große Anzahl an Bakterien an Fingern oder in der Spucke irritierte die Schüler*innen kaum. Dass allerdings ein Tafelschwamm schon fast optimale Bedingungen zur Vermehrung von Bakterien bietet, könnte zukünftig vielleicht zu noch mehr Abneigung gegen das Tafelwischen führen. Oder eben: „Auch nach dem Tafelwischen (und vor dem Essen) – Händewaschen nicht vergessen!“

(Nina Ostermeier)


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