Praktisches aus dem Biologieunterricht

„Ich sehe was, was du nicht siehst“, „Aus den Augen aus dem Sinn“, „Etwas hüten wie seinen Augapfel“, ….

In vielen Redewendungen oder auch in Kinderspielen spiegelt sich die große Bedeutung unserer Augen wider, sind sie doch unser wichtigstes Sinnesorgan, unser wichtigster Kontakt zur Außenwelt. Was für viele von uns eine große Selbstverständlichkeit ist, musste sich zunächst über Jahrmillionen in der Evolution weiterentwickeln, bis schließlich dieses perfekte Konstrukt Linsenauge daraus wurde. Aber was ermöglicht unserem Körper eigentlich, Licht in vielen Farb- und Helligkeitsstufen einzufangen, um daraus im Sehzentrum des Gehirns ein dreidimensionales Bild zu erzeugen? Grundvoraussetzung für das Sehen ist, wie wir alle wissen, unser Auge, dieses wunderbare kugelige Gebilde, das in Braun-, Blau, Grün- oder Grautönen schon so manchem Menschen bei einem tieferen Blick hinein den Kopf verdreht hat. Wissenschaftlich betrachtet ist das Ganze etwas weniger romantisch, handelt es sich bei der farbigen sogenannten Iris doch nur um einen Ringmuskel, der die Größe eines Loches (= Pupille) reguliert, durch welches Licht ins Innere des Auges fällt. Was dahinter passiert, bleibt den meisten verborgen.

Die Schüler*innen der Klasse 8c hatten deshalb zur Aufgabe, sich den Bau eines Auges einmal genauer anzusehen. Ausgestattet mit einem frischen Schweineauge und allerlei Präparierbesteck ging es zunächst einmal um eine Betrachtung von außen. „Die haben ja Wimpern“, und: „wie viel Fett und Muskeln da dran sind“, waren nur einige der Schüleräußerungen. Fettgewebe polstert unseren Augapfel in der Augenhöhle und schützt ihn hervorragend vor Stößen und Verletzungen. Sechs Augenmuskeln bewegen unsere Augen in jede gewünschte Richtung. Und was passiert im Inneren des Auges?

Durch Herauspräparieren eines kleinen Guckfensters auf der Oberseite des Schweineauges konnten die Schüler*innen auf die innen liegende Netzhaut blicken und die Bewegungen einer Kerze verfolgen, die sie vor dem Auge positionierten. Dass der Strahlengang im Auge überkreuz verläuft und damit ein seitenverkehrtes Bild auf der Netzhaut entsteht, war nun keine schnöde Theorie mehr, sondern wurde selbst praktisch erprobt. Der flüssigkeitsgefüllte Glaskörper überraschte anschließend durch seine Instabilität (er funktioniert wie die Luftblase in einem Fußball und gibt dem Auge seine Festigkeit) und die dunkle Pigmentschicht (Lichtabschirmung von außen) und auch die Netzhaut (hier liegen die Lichtsinneszellen) konnten nach dem Öffnen des Auges genauer betrachtet werden. Zuletzt wurde die Linse des Schweineauges auf eine Präpariernadel gespießt, um ihre Vergrößerungsfunktion zu überprüfen.

Entfernen der Augenmuskeln
Der fertig präparierte Augapfel von außen
Blick ins Innere des Auges
Die herauspräparierte Linse

Und das Fazit? Fast alle Schüler*innen legten nach kürzester Zeit ihre Scheu ab und präparierten mit größter Sorgfalt und Hingabe ihr Schweineauge – mein Lehrerherz war rundum zufrieden. Der Aufbau des Auges und die Funktion der einzelnen Teile wurden dabei quasi nebenher von selbst gelernt, was wiederum die Schüler*innen gefreut haben sollte.

Also alle glücklich? Wunderbar! So schön kann Biologie sein!

Nina Ostermeier, Fachschaftsleitung Biologie


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