DNA zum Anfassen – ein Biologiepraktikum in der Oberstufe

Ich bin mir fast sicher: würde man in Deutschland eine Umfrage machen, wer den Begriff „PCR-Test“ kennt, wäre man nahe an den 100% – vermutlich auch bei der Frage wer damit eher unschöne Erinnerungen verknüpft. Was aber ist ein PCR-Test und wofür stehen die drei Großbuchstaben? Wüssten Sie die Antwort?

Die Polymerase Chain Reaction (Polymerasekettenreaktion) ist ein molekularbiologisches Verfahren, das einem ermöglicht – ähnlich einem Kopierer in einem Büro – ausgewählte Sequenzen der DNA (unsere Erbinformation) beliebig oft identisch zu kopieren. Das ist beispielsweise nötig, wenn an einem Tatort aus nur einer Hautschuppe oder einem Blutstropfen der genetische Fingerabdruck eines Täters ermittelt werden soll. Oder eben um aus nur einem Viruspartikel den Corona-Erreger nachzuweisen. Man sucht sinnbildlich die Nadel im Heuhaufen und macht sie dann einfach so groß, dass man sie problemlos finden kann. Zur Untersuchung der Erbinformation ist trotz modernster Techniken also eine gewisse Mindestmenge nötig und so war es lange Zeit nicht möglich, Kriminalfälle aufzuklären, die nicht genügend DNA-Material lieferten. Seit Kary Mullis in den 80er Jahren die „DNA-Kopier-Maschine“ erfunden hat, wurde die Biologie in vielen Bereichen revolutioniert, vollkommen berechtigt erhielt er deshalb 1993 den Nobelpreis für seine Idee.

Während man normalerweise frühestens während eines Biologie-Studiums die Möglichkeit bekommt, selbst eine PCR praktisch durchzuführen, hatten die Biologiekursteilnehmer*innen der Q11 bereits am Ende dieses Schuljahres diese Chance. Natürlich ging es nicht um die Aufklärung eines Kriminalfalls –  aber nicht weniger spannend um die Frage, ob jeder einzelne von ihnen genetisch gesehen ein Früh- oder Spätaufsteher ist. Aus Mundschleimhautzellen durch Hitze und Extraktionspuffer isolierte DNA wurde in mini-PCR-Cyclern vervielfältigt und dann in nur wenige Millimeter breite Geltaschen einer Gelelektrophoreseapparatur pipettiert. Hier war eine ruhige Hand mehr als willkommen! Heraus kam ein unter UV-Licht leuchtendes, eindeutiges Bandenmuster-Ergebnis. Hantieren mit modernsten Laborgeräten wie Mikroliterpipetten, Vortexern (die sind besser als jeder Cocktail-Shaker), Eppis und Ultrazentrifugen stellten zwar eine Herausforderung dar, am Ende konnten aber fast alle Teilnehmer*innen dank ihrer sorgfältigen Arbeitsweise ein tolles Ergebnis erzielen. Und neben all der praktischen Laborerfahrung war noch eine wunderbare weitere Erkenntnis das Resultat des Praktikums: zwar legen unsere Gene grundsätzlich unsere Eigenschaften fest, die Umwelt und unser eigenes Handeln haben aber meist einen sehr viel größeren Einfluss darauf, wer wir am Ende wirklich sind. „Es ist wie es ist, aber es wird, was du daraus machst.“ Was für ein schönes Fazit.

Nina Ostermeier, Fachschaftsleitung Biologie


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