Agamemnon – Theaterbesuch der Oberstufe

Es ist der ewig währende Kreislauf der Gewalt, ein dauerhaftes Ankämpfen gegen das unvermeidbare Schicksal.

Dieses Bild bringt Ulrich Rasche in seiner Bearbeitung des Dramas Agamemnon auf die Bühne, das zur Zeit im Residenztheater in München aufgeführt wird. Einige Lateinschülerinnen und -schüler der 11. und 12. Klasse haben dieses Stück am 07. März 2024 besucht und dabei eine moderne Inszenierung von Aischylos‘ antiker Tragödie erleben dürfen. Auch wenn die Umsetzung zunächst abstrakt erscheint – das Bühnenbild besteht in erster Linie aus einer nebelverhangenen, durchgehend bewegten Drehplatte, auf der die Darsteller*innen immerzu in wechselnden Konstellationen entgegen der Fahrtrichtung marschieren – ist der Text dennoch originalgetreu zu Walter Jens‘ deutscher Übersetzung und erzählt von König Agamemnon, der nach dem brutalen Krieg gegen Troja erschöpft und verstört nach Hause zurückkehrt. Dort wird er von seiner Frau Klytämnestra erwartet, die ihm gegenüber aber überhaupt nicht freudig gestimmt, sondern ganz im Gegenteil angeekelt und hasserfüllt ist. Ihr Ehemann hatte nämlich noch vor dem Krieg die gemeinsame Tochter Iphigenie geopfert, um die Götter günstig zu stimmen und guten Fahrtwind zu erbitten. Seit diesem Verbrechen sinnt Klytämnestra auf Rache und kann ihre Verschwörung nach zehn langen Jahren des Wartens nun endlich ausführen. Dazu bekommt sie Hilfe von ihrem neuen Geliebten Ägisth, der ebenfalls Rache an Agamemnon üben will. Der Chor, der bis zum Schluss stets auf der anderen Seite der Drehbühne marschiert, berichtet von dem Fluch des Geschlechts der Atriden, der bereits seit Generationen in der Königsfamilie herrscht und dabei Inzest, Unrecht und Mord mit sich zieht. Letzteres ist im Handlungsverlauf auch das Stichwort, denn Klytämnestra und Ägisth setzen ihre Rachepläne in die Tat um: Sie ermorden Agamemnon und Trojas Seherin Kassandra, die die Griechen als Geisel mitgenommen haben, grausam im Bad des Königshauses, was in der Inszenierung durch die stolze Königin dargestellt wird, die eine Plane mit den Leichen der beiden hinter sich herzieht. Als sich das Stück dem Ende zuneigt, erscheinen Klytämnestra und ihr Geliebter völlig nackt und ohne Scham auf der Bühne, angelehnt an das Bild von Adam und Eva als Sünder, denen weitere Sünden folgen werden.

Trotz des antiken Ursprungs dieser Tragödie hat das Stück also keineswegs an Aktualität verloren, denn die Spirale der Gewalt setzt sich auch in unserer Gegenwart stetig fort. Alles in Allem war der Theaterbesuch ein voller Erfolg!

Laura Tripodoro, Q12


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