Die Oma meines Mannes pflegte bei allen unliebsamen Tätigkeiten mit dem Sprichwort: „Viele Hände geben ein schnelles Ende“ die anwesenden Personen zur Mitarbeit zu motivieren. Auch bei uns zu Hause hat dieser Satz längst Einzug gehalten. Aber wie sieht es heute mit Teamwork aus? Ist das freiwillige Mithelfen statt dem egoistischen Wegducken überhaupt noch „en vogue“?
Während man bei Gruppenarbeiten in der Schule manchmal den Eindruck gewinnen könnte, Schülerinnen und Schüler würden das Wort TEAM eher mit „Toll Ein Anderer Macht’s“ übersetzen, zeigte sich die große Bereitschaft zum Miteinander in der Klasse 9c in diesem Schuljahr auf wirklich beeindruckende Weise.
Durch einen Artikel, den ich in einer Fachzeitschrift gelesen hatte, war ich von der Idee, ein Nachhaltigkeitsprojekt anzustoßen, regelrecht infiziert. Aus alten Blumentöpfen, Hasendrähten und Unkrautfließ sollten Salattürme gebaut, anschließend bepflanzt und gepflegt und die Ernte am Ende verkocht werden. Die größte Herausforderung bestand darin, diese Tätigkeiten in den normalen Biologieunterricht zu integrieren, ohne die vorgeschriebenen Lehrplaninhalte zu vernachlässigen. Außerdem musste das Projekt so nachhaltig wie möglich umgesetzt werden. Aber wie sollte ich 27 Schülerinnen und Schüler beim Hantieren mit Werkzeug gleichzeitig beobachten, ohne dabei Sicherheitsrichtlinien zu vernachlässigen und damit eine Gefährdung zu riskieren?
Großartige Eltern, Schülerinnen und Schüler waren die Lösung des Problems. Ausgestattet mit Akkuschraubern, Handschuhen und allerlei sonstigem Material rückten an einem Freitagnachmittag vier Mamas und deren Kinder zum Anfertigen der Bausätze in den Biologietrakt an. Das Material hatte die Klasse vorab aus ihren Gartenhäusern und Kellern mitgebracht oder per Papa-Transportservice zur Schule geschleppt. Nach zwei Stunden konzentriertem, lediglich durch einen Marmorkuchen unterstütztem Arbeiten, waren die sechs Bausätze fertig und ich glücklich über so viel freiwilligen Einsatz und Selbstlosigkeit. Große Hilfsbereitschaft zeigte auch der Besitzer der DILU GmbH aus Mammendorf beim Beschaffen der für die Türme notwendigen Erde: seinen aus Gartenabfällen selbst hergestellten Kompost lud er mir kurzerhand zuerst per Radlader auf meinen Anhänger und schenkte ihn mir dann auch noch für das Projekt. „Verpackungsmaterial gespart, keinen Torf verwendet, Pflanzenmaterial recycelt“: auf meiner Checkliste zum Thema Nachhaltigkeit konnte ich zu meiner Freude wieder einige Punkte abhaken. Und so waren wir schließlich startklar: in Kleingruppen von 4-5 Schülerinnen und Schülern hieß es nun anfertigen, bepflanzen und pflegen der Salattürme. Dabei lernten sie nicht nur praktische und soziale Fertigkeiten, sondern auch triviale Dinge, wie beispielsweise, dass Pflanzen zum Überleben Wurzeln benötigen (J), oder Rosmarin als Trockenkünstler nicht sonderlich gut neben einer wasserhungrigen Tomate wächst. Dass Teamwork in allen Phasen des Projekts von größter Bedeutung ist, wurde spätestens in den Pfingstferien spürbar, als es hieß, einen freiwilligen Gießdienst für die Pflanzen zu finden. In den Ferien zur Schule radeln? Auch diese Hürde wurde schließlich genommen und aus den kleinen Pflänzchen wurden – zugegebenermaßen mit ein paar Verlusten – ansprechende Pflanzen, die man ernten konnte. Mit Grünem Salat, geschüttelter Kräuterbutter auf Pfannenbrot, Linsenbolognese und Waffeln mit Quark, Erdbeeren und Heidelbeeren als Nachtisch stellte die 9c ein sehr schmackhaftes Menü auf die Beine und belohnte sich damit selbst für die über das Schuljahr geleistete Arbeit.
Danke an all die fleißigen Helfer-Eltern und ein großes Lob an „meine“ 9c! Ohne Ihre und eure Bereitschaft, auch einmal etwas mehr Mühe und Zeit als üblich zu investieren, wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen. Wie schön, ein so großartiges Team gehabt zu haben!
Nina Ostermeier (Klassenleiterin der 9c)